SuS Olfen bei der U16-DM - himmelhochjauchzend und zu Tode betrübt
Für die Deutschen Meisterschaften der U16 hatten sich Luana Neumann für den 100-Meter-Sprint sowie die 4x100m-Staffel der Startgemeinschaft Olfen / Lüdinghausen qualifiziert. Die sechs Sprinterinnen und ihr Trainer Rik Amann machten sich bereits am Freitagmorgen auf den Weg zur U16-DM nach Ulm. Nachdem die Zimmer bezogen waren, ging es bereits ins Stadion, um Meisterschaftsluft zu schnuppern und einen kleinen Auftakt mit Staffeltraining zu absolvieren. Bei einem gemütlichen Abendessen mit vielen der mitgereisten Eltern ließen die SuSler den Abend ausklingen ehe es am Samstag auf die Bahn im Ulmer Donaustadion ging.
Luana Neumann sprintet mit neuer Bestzeit in die Deutsche Spitze
Samstagmorgen führte der Weg recht früh ins Stadion, da um 11:50 Uhr die 100-Meter-Vorläufe der W15 angesetzt waren. Während die Staffelmitglieder zum Anfeuern im Stadion waren, ging Luana Neumann an diesem Tag das erste Mal in ihrem Leben bei einer Deutschen Meisterschaft an den Start.
Während des Aufwärmprogramms auf dem Aufwärmplatz gab Trainer Rik Amann Luana letzte Tipps und teilte ihr den Lauf und die Bahn mit. Lauf 3, Bahn 7 hieß es für Luana. Als 27. von den 44. Teilnehmern war Luana in die Vorläufe gestartet. Ihr Ziel: Spaß haben und den Vorlauf nutzen, um Erfahrung zu sammeln. Bei schönstem Sonnenschein, Temperaturen um 30 Grad, aber wechselnden Windbedingungen kam Luana aus dem Callroom auf die Laufbahn. "Sobald die Athleten im Callroom sind kann man nichts mehr machen, dann sind sie auf sich alleine gestellt", so Rik Amann. Startblock einstellen, Probestart und ein letztes Mal konzentrieren. Das alles erledigte Luana gewohnt cool bevor es hieß: "Auf die Plätze".
Den Start erwischte Luana perfekt, ging als eine der ersten aus den Blöcken. Eine gute Beschleunigungsphase brachte sie zusammen mit den anderen Sprinterinnen in den letzten Teil der Strecke, den freien Sprint. "In den meisten Rennen ist das Luanas stärkster Teil", so ihr Trainer. Die Ziellinie rückt immer näher und auf der Anzeigentafel erscheint 12,51 Sekunden für die Siegerin, Luana Neumann nur knapp dahinter, doch wie schnell was es? Nach kurzen Augenblicken erscheint der zweite Platz auf der Anzeigentafel: Luana Neumann 12,59 Sekunden - Bestleistung und das bei der DM-Premiere.
Nach einem kurzen Blick auf die Ergebnisse der ersten Läufe war allen klar, das könnte sogar für ein Finale reichen. So begann das Zittern bei den nächsten drei Läufen. Unter den besten 16 musste Luana sein, um sich für das B-Finale zu qualifizieren. Nach 3 Läufen liegt sie auf Platz 8, nach 4 Läufen auf Platz 9, nach 5 Läufen auf Platz 11. Nach dem letzten Lauf stand es fest. Als Dreizehnte qualifizierte sich Luana Neumann für das B-Finale und gehört somit zu den schnellsten 16 Sprinterinnen Deutschlands in der W15.
Knapp 2 Stunden später stand Luana dann im B-Finale erneut an der Startlinie. Jetzt auf Bahn 2 laufend erwischt sie erneut einen sehr guten Lauf. Durch die sehr gute Konkurrenz wird es ein enger Zieleinlauf, bei dem Luana sich den 7. Platz in ihrem Finale sichern kann. Dabei pulverisiert sie ihre Bestleistung aus dem Vorlauf erneut und kommt nach 12,40 Sekunden ins Ziel. In der Endabrechnung bedeutet dies Platz 15 in Deutschland. Einzig der Wind wollte im Finale nicht mitspielen, denn mit +2,1 Metern pro Sekunde ist dieser leider knapp zu hoch, um eine bestenlistenfähige Leistung zu laufen. "Die Zeit ist der Wahnsinn. Sich in einem Finale nochmal so zu steigern, besser geht es nicht. Das war richtig gut." so ihr begeisterter Trainer Rik Amann.
Wenige Zentimeter fehlen der 4x100m-Staffel des SuS Olfen zum perfekten DM-Wochenende
Am letzten Tag der DM ging es für Mia Höning, Luana Neumann, Elena Pohlmann und Helena Mußhoff zusammen mit ihren beiden Ersatzläuferinnen Mara Glischinski und Jula Ehnis in der 4x100m-Staffel auf die Bahn. Beflügelt von Luanas guter Leistung am Vortag zeigten die Mädchen bereits beim Aufwärmen, was in ihnen steckt. "Die Nervosität war spürbar, doch spätestens als die sechs ihre Spikes angezogen hatten waren sie voll im Tunnel. „Jede wusste, was sie zu tun hatte", so Rik Amann. Um 16:30 Uhr ging es für die Läuferinnen in den Callroom zum zweiten Lauf. Doch die Kampfrichter vor Ort hatten die ersten beiden Läufe vertauscht. So führte man die Olfenerinnen bereits ins Stadion, obwohl der erste Lauf noch gar nicht dort war. Nach einigen Minuten fiel der Fehler auf und man korrigierte die Reihenfolge.
Mia Höning ging als Startläuferin für die StG Olfen / Lüdinghausen ins Rennen. Sie lief mit einem echten Blitzstart die Kurve von Bahn 1 aus und übergab nach 100 Metern auf Luana Neumann, die nach ihren Läufen vom Vortag keine Schwäche zeigte und die Staffel gleichauf mit den Kontrahentinnen in die zweite Kurve schicke. Elena Pohlmann lief eine starke Kurve und konnte sich ganz innen an den anderen Staffeln vorbei nach vorne schieben. Mit rund 5 Metern Vorsprung kam sie zum letzten Wechsel auf Helena Mußhoff. Knapp 95 Meter vor dem Ziel passierte es dann: Bei der Übergabe des Staffelstabs glitt er den Athletinnen aus den Händen und fiel zu Boden. Allen Eltern, Großeltern, Freunden und Bekannten - egal ob im Stadion oder zu Hause vor dem Livestream - stockte der Atem. Wenige Zentimeter fehlten, um mit um den Sieg im Lauf und um eine neue Bestzeit, kämpfen zu können. "Im ersten Moment hat es keiner realisiert. Auch ich konnte es nicht wirklich glauben, aber es war so: Der Stab ist gefallen und alle Träume von einer Bestzeit sind in diesem Moment zerplatzt. Das ist hart und das tut weh, insbesondere für die Mädchen tut es mir leid", beschrieb Rik Amann seinen ersten Eindruck.
Als die vier Läuferinnen durch die Mixed-Zone auf die Tribüne kamen, wollte niemand eine Erklärung wissen oder eine Meinung hören. Es war allen klar, dass hier niemand eine Schuld trägt. In erster Linie haben alle versucht, sich gegenseitig zu trösten, so gut es eben ging. "Letztendlich spielt es keine Rolle, woran es gelegen hat. Wir können es ohnehin nicht mehr ändern. Ich bin dennoch super stolz auf meine Athletinnen. Wir hatten vorher darüber gesprochen und uns festgelegt, dass wir hier nicht auf volle Sicherheit laufen wollen, sondern es so wie immer machen. Das war eine mutige Entscheidung von den Mädchen, für die sie heute allerdings nicht belohnt wurden. Ich würde es trotzdem jederzeit wieder so machen", analysiert Rik Amann
Nachdem alle die Ereignisse ein wenig verarbeitet hatten, ging es für die Mädchen zusammen mit ihrem Trainer und den mitgereisten Eltern auf die Heimreise nach Olfen. "Wir haben auf der Rückfahrt auch noch darüber gesprochen und ich bin sehr stolz, wie die Athletinnen alles einordnen können. Zu einem guten Athleten gehören nicht nur die körperlichen Voraussetzungen, sondern auch das Mentale. Alle haben auch mentale Stärke gezeigt. Jetzt dürfen wir noch ein paar Tage traurig sein und dann geht es los in Richtung Saison 2026", lobt Trainer Rik Amann seine Athletinnen und fügt hinzu: "Wo auch immer die DM im nächsten Jahr ausgetragen wird: Wir werden alles dafür tun, um dabei zu sein, und wenn es so weit ist, werden wir bereit sein".
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