Fußball: Punkteteilung der Ersten Mannschaft in Coesfeld

In der langen Geschichte und Entwicklung des Fußballs ist das Jahr 1992 erwähnenswert.

Als Reaktion auf die langweilige Weltmeisterschaft 1990 in Italien (Germany: 1st), bei der es statistisch die wenigsten Tore pro Spiel aller bisherigen Turniere gab und das damals weit verbreitete Zeitspiel, änderte die FIFA eine Regel und Verbot fortan dem Torwart, den Ball nach einem Rückpass mit der Hand aufzunehmen. Dieses änderte das Spiel nachhaltig, machte es deutlich schneller und schuf so die Möglichkeit, ein Pressing zu spielen.

Des weiteren änderte die UEFA die Regularien des Europapokals der Landesmeister. Um das neue Format, nun als Premiummarke „Champions League“ betitelt, attraktiver zu machen, sorgte sie dafür, das die teilnehmenden Vereine durch Einführung einer Gruppenphase eine sicher zu planende Anzahl an Spielen absolvieren konnten. Die Meister, Die Besten, Les grandes équipes, The champions...und bald die Vierten.

In England, häufig betitelt als „Mutterland des Fußballs“, weil dort im Jahre 1863 erstmals verbindliche Regeln fürs Spiel formuliert wurden, ging im Jahre 1992 die „Premier League“ an den Start. Eine logische Konsequenz aus der Entwicklung nach Heysel und Hillsborough und einem Streit um die TV-Gelder. Englische Clubs waren seit 1985 vom Europapokal ausgeschlossen...

Auch in Deutschland gab es eine kleine Revolution. Nachdem der Profifußball über Jahrzehnte von der drögen Berichterstattung der öffentlich-rechtlichen Sender begleitet wurde, bei der von den Spielen möglichst kurz, knapp, und emotionsfrei formell berichtet wurde, ging die Übertragungs-Lizenz nun auf den Privatsender Sat 1 mit seiner neuen Sendung „ran“ über. Auch durch häufige und längere Werbeblöcke erhöhten sich die Gelder der Television drastisch. Das darf doch wohl nicht war stein!

Schon in der ersten Sendung zeigte sich der Kontrast zur bisherigen Sportschau: Trat Moderator Reinhold Beckmann hier lässig mit roter Jeansjacke auf, distanzierte er sich damit vollkommen von den alten Herren in der ARD, Ernst Huberty, Heribert Fassbender und co., mit ihren grauen Dreiteilern und den perfekt gebundenen Krawatten. Unter den Talaren – Muff von 31 Jahren.

Ab jetzt stand nicht mehr die Information, sondern die Show im Vordergrund. Kommerzielle Sichtweisen. Wurden nun Kameras aufs Publikum und Prominente gerichtet, erfolgte erstmals auch die massive Durchleuchtung des Privatlebens der Spieler.

Mehr Kameras, schnellere Schnitte, schrilles Kommentieren, Superzeitlupe - alles sorgte für mehr Glanz beim Verkaufen des Hochglanzproduktes „Fußball“.

Lange Vorberichte, in denen häufig nichts über das zu zeigende Spiel berichtet wurde, ebenso die Halbzeitanalysen....und Experten, Experten und Didi Hamänner. 100% Meijer.

Viele Meinungen, Heatmaps und nichtssagende Statistiken konnten selbst ein tristes, ereignisarmes 0zu0-Spiel zu einem fantastischem Event aufbauschen. Kein biederes Ballgeschiebe, Fußball als Stillleben, sondern Ballakasalla. Gladiatorenkämpfe im Kolosseum. Spiel, Spannung, keine Tore. Kolossal!

Jetzt geht dieser Text schon über XXX Wörter und nicht einmal wurde das Meisterschaftsspiel unserer Ersten Mannschaft vom vergangenen Sonntag erwähnt. Perfekt. Zurück zum Spiel:

 

SG Coesfeld – Erste Mannschaft 0:0

Die Reise führte diesmal in die krasse Kreishauptstadt Coesfeld zum Gigantentreffen mit der heimischen SG. Giga gespannt waren auch alle Fans, Follower und Ultras nach dem überragenden Hinspiel beider Teams, welches unser Super-SuS mit 3zu1-Toren für sich entscheiden konnte ( inklusive ein Tor des Jahrzehnts von der Mittellinie ).

Schon vor dem Spiel: Dufte Stadionmusik zum Eingrooven, Helene und Alice DeeJay, sehr gutes Catering mit Buletten und Bit. Alles für einen genialen Kick vorbereitet. Fehlt nur noch Aquagen. Yeah!

Technisch agierten beide Mannschaften auf höchstem Niveau, feine weite Schläge auf den Mitspieler, Dribblings über die Außen. Hohe Packing-Rate. Taktische Brillianz auf beiden Seiten führte fast zur gegenseitigen Neutralisation. Wenige Torchancen in der ersten Halbzeit. Heftig anzusehen.

Zungeschnalzen bei den Analytikern. Torlosigkeit zum Pausentee. Beide Mannschaften zur Feinjustierung in die Kabine. Diese Zeit nutze der Wettergott Petrus um das Spiel mit seinem Segen zu bereichern. Luken offen. Das lässt uns alle an den Fußballgott Fritz Walter denken und fördert die Unberechenbarkeit und den Zufall im Spiel. Voll gut!

Die Prominenten unter dem vor dem Regen schützenden Tribünendach wohlwollend kopfnickend: Banker, Baulöwen und Behördenmitarbeiter i.R., IT-Manager. Damen in feinem Zwirn.

Der laute Pfiff der Schiedsrichterin zum zweiten Durchgang läutete herrliche 45 Minuten ein. Auf rutschigem Geläuf wurden beide Vereine langsam mutiger. Wie einige Experten in der Pause schon einschätzten, dass, wer das erste Tor schieße wohl gewinnen werde, schoben sich beide Offensivreihen weiter nach vorne, um mehr Abschlüsse generieren zu können. Genial. Geiler Move.

Die Heatmap beweist alles. Alles. Irgendwie sind irgendwo alle auf dem Feld unterwegs. Stürmer im Strafraum, Innenverteidiger in der eigenen Hälfte. Torhüter im Tor. Krass. Das gab es seit dem letzten Spiel nicht mehr. Der Linienrichter steht allerdings. Ein bisschen überheblich...

Zunächst riesengroße Halbchancen für unseren SuS, dann Glück fürs Team und Hyperkönnen von Titantorwartästhet Jan Stember, als die SG eine gutgute Möglichkeit nicht nutzen konnte.

Weiterhin super sportliches Spiel des Spiel und Sport von 1927 e.V.. Einsatz, Einsatz, Zweikampf, Zweikampf. Daumen hoch, Daumen hoch. Doch alle übergefährlichen Abschlüsse u.a. von Fabian Beckmann, Max Müller oder Kopfballcaribello Kevin Bluschke führten leider nicht zum gewünschten Erfolg. Haareraufen bei regentrockenen Bankern, Baulöwen, Behördenmitarbeiter i.R. und IT-Managern. Damen in feinem Zwirn.

Da auch die Heimmannschaft aus der Circlecity Coesfeld kein Tor mehr erzielte, stand am Ende ein sagenumwobenes 0zu0. Hört, hört! Punkteteilung! Durchschnaufen bei beiden Teams.

Famose immer nach vorne spielende Defensiven, famose mitspielende Torhüter. Zustellen und Pressingmomente. Sehr gut! Kein Spiel zum Einschlafen – Das wird bei den DJ-Beats auf dem Hafenfest am 23.Mai auch niemand. Selbst Nico nicht.

Während manche Fachleute von „Mahatma Glück, Mahatma Pech, Mahatma Gandhi“, sprachen, meinten andere, dass die Punkteteilung völlig in Ordnung gehe. Wieder andere sagten: „Gerade die diametral-abkippende 6 war neben den manchmal hereinkippenden AVs der größte Bonus. Die falsche 9 und die vertikale 10 supplierten heute ihren eigenen spielerischen Vogue.“

Die Statistikabteilung meldet ein Jahrhundert-Novum: Noch nie gab es ein torloses Spiel zwischen beiden Mannschaften. Außerdem: Lange Durststrecke. Beide Mannschaften seit über 2 Halbzeiten ohne eigenen Treffer.

„Es war ein offenes Spiel. Es ging nur darum, wer den Fehler macht, damit daraus ein Tor passiert. Mit dem Unentschieden können wir gut leben. Bei uns hat ab und an der letzte Pass gefehlt, aber das 0:0 geht völlig in Ordnung“, äußerte sich Coach Marco Jedlicka auf der Pressekonferenz gegenüber den Ruhr Nachrichten lobend über die Partie.

Nächstes Wochenende ist Ostern. Als hätte der Staffelleiter einen Anruf aus dem Vatikan bekommen: „Moin, moin, non ludere pascham. Ostern frei.“

Am Sonntag, den 27.04,25 kommen dann die Adler aus Buldern in unseren Steversportpark. Wenn die heimischen Störche die Landebahn als solche freigeben, startet die Partie um 15.30 Uhr.

Der Rest in Coesfeld ist Schweigen. (Hamlet)