SuS-Hammerwerfer Julian Brinkmann im RN-Interview: "Hammerwerfen ist in."

Olfens Hammerwerfer Julian Brinkmann ist gut in die Saison gekommen. Der 20-jährige Leichtathlet spricht im Interview über seinen Sport, sein Training und seine Ziele.

Sie haben das erste Saisonziel mit der DM-Quali für die U23-Titelkämpfe schon erreicht. Kam der Wurf überraschend?
Ja, schon ein bisschen. Ich habe ja aufgrund der vielen Spätdienste nicht so viel trainieren können. Ich trainiere dann zwar morgens immer, aber das ist nicht so intensiv wie mit dem Trainer. Ich war dann doch erleichtert und froh, dass ich gleich beim ersten Wettkampf die Norm erfüllt habe – und auch relativ deutlich.

Was hat Ihr Trainer zu Ihnen gesagt nach dem Wettkampf?
Er war sehr zufrieden und war auch der Meinung, dass wir jetzt nicht mehr den Stress haben. Wir haben um ein Twix gewettet. Super, dass es direkt geklappt hat.

Ist es eine besondere Bestätigung, wenn man die Norm wie Sie gleich mehrfach geknackt hat?
Erleichternd vor allem, wenn man merkt, dass man nicht nur einen Glückswurf hatte, sondern für sich weiß, dass man mehrmals die Quali geworfen hat.

Gibt es Glückswürfe überhaupt im Hammerwurf?
Gelegentlich kann es schon mal sein, dass einer rausrutscht und man sich um zwei Meter steigert, weil man alles umgesetzt hat, was man vor hatte. Dann passen die Drehungen und die Schnelligkeit.

Was müssen Sie machen, damit der Glückswurf der Regelwurf wird?
Bei mir ist es oft so, dass ich mich in der Drehung etwas nach vorne beuge. Das ist schlecht. Ich muss gerade in die erste Drehung gehen, die Füße in jeder Drehung parallel setzen und den ganzen Wurf Arme lang lassen und gerade bleiben. In jeder Drehung muss der Hammerwerfer konstant schneller werden und den Abwurf genau richtig treffen, damit der Hammer genau mittig rausgeht – nicht zu weit links oder zu weit rechts.

Aber dafür gibt es doch den Sektor, der dafür sorgt, dass der Werfer nicht ganz gerade rauswerfen muss.
Ja, das stimmt, aber ich selber finde es besser, wenn der Hammer mittig rausgeht. Ich bin dort vom Gefühl her mit den Armen am besten Punkt, um den Hammer loszulassen. Ist er links oder rechts, kann er das Netz berühren und an Schnelligkeit verlieren. Deswegen ist das Ziel immer, mittig rauszuwerfen, wobei er bei mir oft etwas zu weit links fliegt.

Woran haben Sie im Wintertraining am stärksten gearbeitet?
An der Kraft und an der Schnellkraft. Ich habe mehr leichte Gewichte genommen und dann schnelle und vor allem viele Wiederholungen gemacht. Beim Drehen kommt es vor allem auf die Schnellkraft an. Wir werfen von November bis Februar nicht, weil es abends dann schon dunkel ist. Früher trainieren können wir als Gruppe nicht. Und das Wetter spielt auch nicht mit. Deswegen sind wir viel in der Halle. Und wenn es im Februar/März rausgeht, legen wir viel Wert auf die Technik.

Wie viel Technik, Kraft und Konzentration ist Hammerwerfen?
Konzentration muss man immer haben. Bei mir ist es leider etwas mehr Kraft, aber Technik ist schon wichtig. Es gibt Konkurrenten, die sind kleiner als ich und nicht ganz so stabil, werfen aber weiter, weil sie eine bessere Technik haben. Schnelligkeit ist das A und O. Erreicht man das richtige Tempo, fliegt der Hammer von alleine weit.

Besteht die Gefahr, dass durch die frühe Quali jetzt ein Leistungsloch durch einen Spannungsabfall kommt, oder ist es ein Vorteil, weil Sie jetzt speziell an Schwächen arbeiten können?
Eigentlich ist es für mich eine Erleichterung, weil ich den Druck nicht mehr habe. Ich kann mich jetzt darauf konzentrieren, was man verfeinern kann.

Inwieweit schränkt der Beruf des Krankenpflegers ein?
Wenn ich Frühdienst habe, stehe ich früh auf und bin den ganzen Tag wach. Abends beim Training, ob es Kraft ist oder der 15. Wurf, merkt man, dass ich platt bin. Habe ich Spätdienst und trainiere morgens alleine, ist keiner am Ring, der mich korrigiert.

Finden Sie es schade, dass das Hammerwerfen eine Randposition in der Leichtathletik einnimmt?
Ja. Bei vielen Sportfesten wird es nicht angeboten. Und oft werfen wir bei Meisterschaften auf Nebenplätzen. Es ist schöner im Stadion zu werfen, wo es auch Zuschauer gibt. Bei den meisten Meisterschaften werden wir auf den Nebenplatz geschickt. Wir wurden bei Deutschen Meisterschaften auch schon eine Dreiviertelstunde zu einem Wurfplatz außerhalb gefahren.

Ist das Hammerwerfen tot?
Nein, das nicht. Und speziell in NRW durch meinen Trainer Franz-Josef Sträter ist es wieder etwas im Kommen. Es gibt neue Wettkämpfe und auch den Hammerwurf-Cup, den er ins Leben gerufen hat. Zum Glück wird Hammerwerfen so wieder mehr angeboten. Oft dürfen wir aber nicht auf den Rasen werfen, weil hier Fußballer spielen und wir den Rasen mit dem Hammer kaputt machen. Es ist einfach so, dass Löcher entstehen. Deswegen müssen wir uns leider hinten anstellen.

Wie reagieren Leute darauf, wenn Sie von der Disziplin erzählen?
Die Leute interessieren sich dafür, weil sie es nur aus dem Fernsehen kennen, wenn es bei Olympia läuft. Sprinten kennt jeder und die Leute meinen, dass jeder rennen kann. Stimmt so zwar auch nicht, aber die Leute sind erstaunt, wenn man Hammer wirft. Sie fragen, wie viel der Hammer wiegt und wie weit man wirft. Wie schnell ich über die Hürden bin, wollte noch keiner wissen.

52,42 Meter haben sie stehen. Welches Ziel haben Sie?
Das ist das erste Jahr in der U23. Mein Ziel ist, bei den Deutschen Meisterschaften in den Endkampf zu kommen. Richtung 56 Meter könnte es gehen. Wenn ich das schaffe, wäre ich sehr zufrieden.

Quelle: Ruhr-Nachrichten, 12.05.2017